Ausgeschlafene Abiturienten

Zwölftklässler Paula Lienig und Gino Pütter schildern Vorbereitungen in Coronazeit
Schule in Coronazeiten ist anders. Erst recht, wenn man sich auf das Abitur vorbereitet. Die Volksstimme sprach mit den beiden Abturienten Paula Lienig und Gino Pütter über ihre Gemütslage in der höchst außergewöhnlichen Situation.
Von Thomas Pusch
© Volksstimme 25.04.2020

Burg l Seit Mitte März sind die Schulen in ganz Sachsen-Anhalt geschlossen gewesen. So auch das Burger Roland-Gymnasium. Nach den Osterferien kehrte dann erstes Leben in die Schule zurück. Zwölftklässler schrieben noch ausstehende Klausuren aus dem vierten Halbjahr. Nun stehen die Abiturprüfungen an. Ohnehin eine anstrengende Zeit, die volle Konzentration verlangt, in der Coronakrise muss aber noch an viele andere Dinge gedacht werden. In der vergangenen Woche wurde der Betrieb mit Unterricht in den Prüfungsfächern wieder langsam hochgefahren.

„Natürlich merkt man, dass es eine andere Situation ist, Corona ist ja überall präsent“, sagte Abiturientin Paula Lienig im Gespräch mit der Volksstimme. Beeinträchtigt beim Lernen habe sie das aber nicht. Teilweise fand sie es sogar ganz gut, zu Hause zu lernen. Dort sei mehr Ruhe als im Klassenraum. Und sie nannte noch einen weiteren Vorteil. „Ich kann länger schlafen, fange dann erst um 10 Uhr mit dem Lernen an, dafür geht es dann aber auch bis zum Nachmittag um 17 Uhr“, sagte sie. Natürlich stecke dahinter auch eine Herausforderung. Eben die, den Tag gut zu strukturieren und nicht mehr zu faulenzen als sich auf den Schulstoff zu konzentrieren. In der zwölften Klasse wisse man doch allerdings auch ganz genau, worum es geht, und das es sehr wichtig ist.

Die Lehrer hätten den virtuellen Unterricht unterschiedlich gestaltet, letztlich nicht anders als auch beim Unterricht in der wirklichen Welt. Manche hätten die Aufgaben per E-Mail verschickt, andere die Plattform Google Classroom genutzt. Sie fühlt sich jedenfalls gut vorbereitet.

Entscheidung für Prüfungen im Mai
Nach der unerwarteten Pause wieder zurück zur Schule zu kommen, sei schon komisch gewesen. Normalerweise begrüße man seine Freunde, auch mit einer Umarmung, das sei nun nicht möglich gewesen. Auch dass bei den Klausuren nur so wenige im Raum gewesen seien, habe befremdlich gewirkt. Mit dem Konzentrieren auf die Arbeit sei das Drumherum aber dann in Vergessenheit geraten.

Ihre schriftlichen Prüfungen wird sie in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch und Geschichte ablegen – und zwar im Mai. Den Abiturienten in Sachsen-Anhalt war freigestellt worden, ob sie ihre Arbeiten in einer Periode im Mai oder im Juni schreiben wollen. Paula Lienig hat sich für den früheren Zeitraum entschieden.

„Wenn das mit Corona nicht gewesen wäre, hätten die Prüfungen doch schließlich auch im Mai stattgefunden“, meinte sie. Im Juni folgt dann die mündliche Prüfung in Musik. Nach der Schule steht für sie erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr an, bevor sie eine Ausbildung zur Erzieherin beginnt.

Ganz so konkret sind die Pläne bei Gino Pütter noch nicht. Noch hat er mehrere Möglichkeiten ins Auge gefasst, unter anderem eine Ausbildung bei der Polizei. Aber zunächst einmal steht für ihn natürlich das Abitur an. „Wir haben alle eine gewisse Ungewissheit, was in den Prüfungen drankommt, aber das ist ja normal“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme. Durch die lange Pause fühle er allerdings eher den Druck etwas genommen.

Gelernt und kreativ gewesen
Das Lernen in jener Zeit habe auf verschiedenen Plattformen oder auch mit einer Lern-App stattgefunden. Schwierig fand er eher, dass es nicht so viel Feedback von den Lehrern gab, als hätte man gemeinsam im Unterrichtsraum gesessen. Das war schließlich erst wieder Mitte April möglich, als die Klausuren für das vierte Halbjahr geschrieben wurden.

„Seltsamerweise fand ich es komisch, wieder in die Schule zu kommen“, beschrieb er. Es sei alles völlig anders gewesen, neue Regeln, Abstand halten, in eine Anwesenheitsliste eintragen“, beschrieb er.

Für ihn stehen die schriftlichen Prüfungen in den Fächern Biologie, Deutsch, Geschichte und Englisch an, ebenfalls im Mai. Wie Paula Lienig hat er sich für den früheren Zeitraum entschieden. „Dann weiß man auch früher Bescheid, ob man irgendwo nachgeprüft werden muss“, begründete er seine Wahl. Wenn die Arbeiten erst im Juli geschrieben würden, könnte sich das Ganze bis in den Herbst ziehen. Die Schüler seien auch gebeten worden, sich für Mai zu entscheiden. So steht für ihn im Sommer nur die mündliche Prüfung in Geographie auf dem Plan.

Die beiden haben in der Auszeit allerdings nicht nur gelernt, sondern waren auch kreativ. Sie wirkten an dem Projekt des Schlagwerkensembles mit, das am vergangenen Sonnabend auf Youtube im Internet veröffentlicht würde. Aktuelle und ehemalige Mitglieder des Ensembles spielen darin eine Samba auf Küchenutensilien, Paula mit der Bratpfanne, Gino mit einem Kochtopf.

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