In die Klischeefalle getappt

Nicht nur Achtklässler lernen beim Anti-Rassismus-Workshop am Roland-Gymnasium dazu. Als Vorgeschmack auf die Interkulturelle Woche, die am Sonntag beginnt, fand am Roland-Gymnasium ein Workshopstatt. Hanna Arhin-Sam und Daniel Ayitey betrachteten mit Achtklässlern Aspekte des Rassismus.

 Von Thomas Pusch

Burg ● Die Aufgabe schien einfach zu sein. Fotos Ländern zuordnen. Da gab es Ansichten von breiten Straßen, Hochhäusern, Hightech. Andere Bilder zeigten Wüste, wilde Tiere und schwarze Menschen beim Tanz. Die erste Gruppe ordneten die Achtklässler des Roland-Gymnasiums Ländern wie den USA oder Großbritannien zu, die zweite verorteten sie in Afrika. Und tappten in die Klischeefalle.

Alle Aufnahmen stammten aus Afrika. „Das zeigt, wie wir von Vorurteilen und Klischees gelenkt werden“, sagte Daniel Ayitey. Zusammen mit Hanna ArhinSam leitete er einen von der Theologischen Hochschule Friedensau organisierten Workshop zum Thema Rassismus. Dabei unterstellte er den Schülern gar nicht Rassismus. Viel habe auch damit zu tun, dass Afrika ein recht unbekannter Kontinent ist. „Die Orientstaaten an der Nordküste sind noch präsent, aber dann wird es schwieriger“, sagte Daniel, wie er im Workshop kurz genannt wurde. Er selbst weiß, wovon er redet, stammt aus Ghana. Hauptberuflich ist er beim DRK in Berlin als Integrationshelfer für Flüchtlinge und Migranten tätig. Mit dem Workshop ist er in Deutschland unterwegs, setzt sich aber auch international gegen Rassismus ein, zuletzt war er in Myanmar.

„Wir nähern uns dem Thema mit Übungen und Aufgaben, nicht so wie im Schulunterricht“, erklärte er. Und das kam an. Beispielsweise bei Sophie und Tessa, die ein Film besonders beeindruckt hat, in dem es zu einer rassistischen Auseinandersetzung in der Straßenbahn zwischen einer älteren Dame und einem schwarzen Mitfahrer kommt. Immer heftiger beschimpft die Frau ihren Platznachbarn. „Und am Ende isst der ihren Fahrschein“, erzählte Sophie. Bei der Fahrkartenkontrolle muss sie die Bahn verlassen, denn „so eine blöde Ausrede“ hat der Kontrolleur noch nicht gehört. „Schwarzfahrer“ wurde mit dem Oscar für den besten Kurzfilm ausgezeichnet. Es gab entspannte Auflockerungsübungen.

So bildeten die Achtklässler einen Kreis, und auf wen Daniel zeigte, war entweder James Bond, ein Toaster oder eine Waschmaschine. Das gab viel Gelächter, ebenso wie beim pantomimischen Zuwerfen von Gegenständen. Wie der Workshopleiter eine Waschmaschine schleppte und dann warf, war sehenswert. Dann kamen wieder die nachdenklichen Teile. So sollten die Gymnasiasten den Unterschied zwischen Migranten und Flüchtlingen erklären. All das passierte auf Englisch. „Das soll auch zeigen, wie schwierig es ist, sich in einer fremden Sprache zu verständigen, ebenso wie die Menschen, die hierherkommen“, erläuterte er. Für Daniel war es ungewohnt, in eine so große Schule zu kommen, ohne jemanden mit anderer als weißer Hautfarbe zu treffen, es gebe gar keine „People of Color“. Ihm hat es aber sehr gut gefallen, dass die Achtklässler so offen waren und gleich das Konzept verstanden haben. Er hatte das eher nicht erwartet. Dabei musste er schmunzeln, hatte er sich doch dabei ertappt, auch Vorurteile zu haben. „Auch ich habe dabei gelernt“, meinte er lachend.

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