Geschichte spannend gemacht

Wettbewerb des Bundespräsidenten: Roland-Gymnasiastin gewinnt Landespreis. Anna Abel ist Landessiegerin im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Die RolandGymnasiastin widmete sich dem Thema „Gezielte Karrierenförderung in der DDR“.

Von Thomas Pusch

Burg ● „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“, so ist der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten überschrieben. Das gibt das Thema nur grob vor. Als Geschichtslehrer Dr. Paul Kannmann seiner Schülerin Anna Abel im vergangenen Jahr den Wettbewerb vorstellte, stand nicht fest, womit sie sich konkret beschäftigen würde. Sie entschied sich dafür, hinzuschauen, wie der Sport in der DDR gefördert wurde, welche Rolle Doping spielte. Das fasste die Elftklässlerin unter dem Titel „Leistungsauftrag als Klassenauftrag im ,Sportwunderland‘ - Die Instrumentalisierung der Sportler“ zusammen – und wurde Landessiegerin. „Das ist eine spannende Angelegenheit“, betrachtete die Roland-Gymnasiastin das Thema im Gespräch mit der Volksstimme.

In den vergangenen 30 Jahren seien auch zu diesem Komplex viele Ost-West Debatten geführt worden. Die geschichtsinteressierte Schülerin hatte sich bereits mit dem Thema Stasi auseinandergesetzt, nun ging es um den Sport und die Sportler als Repräsentanten einer Gesellschaftsform. Die Kombination passte, denn sie ist auch sportbegeistert, vor allem der Handball hat es ihr angetan. Der Leistungssport habe eine weitere Möglichkeit geboten, das sozialistische System gegenüber dem Kapitalismus herauszustellen. In ihrem Beitrag ist Anna Abel der Frage hinterhergegangen, ob die Instrumentalisierung des Sports einen Widerspruch zur Entspannung der späten 60er und der70er Jahre darstellte. Durch den politischen Boykott der Spiele in Moskau 1980 sei der Annäherung auf sportlicher Ebene ein Ende gesetzt worden. Sie tauchte ins Magdeburger Stadt- und Landesarchiv ein, wälzte Unmengen von Fachliteratur. Durch Corona war Schule ohnehin schon anders geworden, aber auch auf diese Arbeit hatte die Pandemie Einfluss.

„Es gab nur begrenzte Archivplätze, ein Treffen mit Zeitzeugen hat es auch nicht gegeben“, zählte sie auf. Einen Blick warf sie auf Staatsdoping und als regionales Beispiel auf die Kinder- und Jugendsportschule in Magdeburg. „Da hatten wir sehr auf Zeitzeugen gehofft, denn das hat Einfluss aufs Leben genommen, hinzu kommen die Spätfolgen“, so Kannmann. Schutzbedürftige seien als Mittel zum Zweck missbraucht worden. Es werde lange dauern, bis man alles über die Vorgänge weiß. Für ihn schmälern die fehlenden Zeitzeugen die Leistung keineswegs, er selbst habe das Gefühl gehabt, ein weiteres Fach zu unterrichten. Für die Gymnasiasten sei der Aufwand aber ungleich größer gewesen. Nach einigem bescheidenen Zögern beziffert sie den Zeitaufwand auf „mehrere hundert Stunden“. Es sei stark, wenn Schüler so selbstständig arbeiten und ein klares Bewusstsein dafür haben, was Geschichte auch für eine Bedeutung für die Gegenwart hat. Und das Engagement hat sich für sie gelohnt. Die Jury- kürte ihre Arbeit zu einem der Landessieger. Insgesamt 36 Beiträge waren in Sachsen-Anhalt eingereicht worden. Eine Auszeichnungsveranstaltung wird es noch im Oktober geben. Doch damit muss noch nicht Endstation sein. Im November wird der Bundespreis verliehen, vorher sieht sich eine noch größere Jury die Landessiegerarbeiten noch einmal an. Anja Abel muss aber nichts Neues zuliefern. Das ist ihr schon ganz recht, schließlich steht das Abitur bevor. Und außerdem arbeitet sie auch schon wieder an einer besonderen Arbeit. Diesmal geht es um die Wirtschaftsgeschichte im Bezirk Magdeburg zur Wendezeit.

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